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  • Strompreisverfall belastet STEAG

    Zukunftsprogramm zeigt erste Erfolge

    • EBIT aufgrund der Marktentwicklung deutlich gesunken
    • Unternehmen stellt sich konsequent für die Zukunft auf
    • 55 Millionen Euro Ausschüttung für Kommunale Gesellschafterin KSBG

    Der STEAG-Konzern erzielte 2016 aufgrund der Ausweitung seiner Stromhandelsaktivitäten einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro und damit ein Plus von acht Prozent. Das operative Ergebnis (EBIT) liegt mit 123 Millionen Euro knapp 50 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das EBITDA fällt mit 281 Millionen Euro um 118 Millionen Euro geringer aus als 2015. Diese Rückgänge hatte der Konzern erwartet und bereits frühzeitig angekündigt. Grund dafür sind die politisch beeinflussten Marktveränderungen in Deutschland durch die Energiewende, die im vergangenen Jahr nochmals für einen dramatischen Verfall des Strompreises gesorgt haben. Dies hat branchenweit zu rückläufigen bzw. negativen Margen bei den konventionellen Kraftwerken geführt.

    „Wir haben uns 2016 konsequent auf die sich weiter verschärfenden Marktveränderungen insbesondere in Deutschland eingestellt“, sagte der Vorsitzende der STEAG-Geschäftsführung, Joachim Rumstadt, bei der Vorstellung des Konzernabschlusses 2016. „Wir haben im Rahmen unseres Zukunftsprogramms STEAG 2022 unsere Effizienz- und Einsparpotenziale deutlich verschärft, richten aktuell unser Portfolio neu aus und haben bereits erfolgreich erste Wachstumschancen erschlossen.“

    STEAG ist es lange Zeit gelungen, den Kraftwerkspark durch frühzeitige Optimierungen der Kosten- und Erlösstruktur gut im Markt zu halten. Doch der weiteranhaltende Verfall der Stromgroßhandels- preise zwang den Konzern zu einem harten Schritt. Um die Wirtschaftlichkeit zu steigern und Verluste zu vermeiden, entschied STEAG im November 2016, mehrere Kraftwerksblöcke und damit etwa 40 Prozent ihrer Kraftwerksleistung in Deutschland (insgesamt ca. 8.000 MW) im Laufe des Jahres 2017 vom Netz zu nehmen. Von den Stilllegungen und weiteren Konzernveränderungen aus STEAG 2022 sind 800 bis 1.000 Arbeitsplätze im STEAG-Konzern in Deutschland betroffen. Dafür wurde im Konzernabschluss 2016 rund 150 Millionen Euro bilanzielle Vorsorge für Personal und den Rückbau der Anlagen getroffen. Zwei der zur (vorläufigen) Stilllegung angemeldeten Kraftwerksblöcke wurden mittlerweile vom Übertragungsnetzbetreiber als systemrelevant eingestuft.

    Auslandsgeschäft und operative Einheiten erfolgreich
    Das operative Ergebnis des Konzerns – mit einem EBIT in Höhe von 123 Millionen Euro – wurde im We- sentlichen im Ausland und von den Tochtergesellschaften erzielt: Die STEAG Energy Services GmbH wurde 2016 mit der Betriebsführung für weitere 2.500 MW Kraftwerksleistung beauftragt. Die Tochter STEAG New Energies GmbH konnte den Bau von drei großen dezentralen Anlagen, einem Blockheiz- kraftwerk und zwei Energiezentralen, für die Kunden Ford und Karlsberg-Brauerei sowie die TU Darmstadt fertigstellen bzw. in Betrieb nehmen. In Frankreich brachte die STEAG New Energies GmbH zwei eigene neue Windparks ans Netz, drei weitere Anlagen wurden in Deutschland erworben. Mit der Übernahme von zwei Müllheizkraftwerken mit 475.000 Tonnen Verbrennungskapazität pro Jahr und der Gründung einer neuen Tochtergesellschaft, der STEAG Waste to Energy GmbH, wurde der strategische Neueinstieg in den weltweit wachsenden Waste-to-Energy-Markt vollzogen. Die STEAG Power Minerals GmbH konnte 2016 eine langfristige Kooperation mit einem Unternehmen aus Katar, der Hawar Group, vereinbaren, um Kraftwerksnebenprodukte wie Flugasche und Gips auch verstärkt im Nahen Osten und Indien handeln und vertreiben zu können. In Südostasien hat STEAG mit dem australischen Finanzdienstleister Macquarie Corporate Holdings eine gemeinsame ASEAN-Plattform gegründet, die als Entwicklungsgesellschaft, die Finanzierung, den Bau und Betrieb von Gas-, Kohle-, Wind-, Solar- und Wasserkraft-Anlagen in der Regi- on forcieren wird.

    „Das sind bereits erste Erfolge aus unserem Transformationsprogramm STEAG 2022, die belegen, dass unsere strategische Ausrichtung richtig ist“, erläutert Joachim Rumstadt. „Durch effektives Management werden wir das EBIT ab dem Jahr 2021 um rund 120 Millionen Euro jährlich verbessern können.“ Für die kommenden drei Jahre - während der Umstrukturierung des Konzerns - ist der Ausblick allerdings weiterhin gedämpft, erst ab 2020 prognostiziert STEAG wieder eine deutliche Ergebnissteigerung.

    Kommunale Gesellschafterin erhält 55 Millionen Euro
    STEAG wird für 2016 eine Ausschüttung (Gewinnabführung inkl. Steuern) von 55 Millionen Euro an ihre Gesellschafterin, die KSBG Kommunale Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co. KG, vornehmen (2015: 80 Millionen Euro), sodass die kommunalen Anteilseigner auch in diesem Jahr wieder in vollem Umfang ihre durch den Kauf der STEAG entstandenen Schuldendienste (Zinsen und Tilgungen) werden leisten können. „Das ist eine beachtliche Leistung der STEAG – insbesondere unter diesen sehr schwierigen Marktbedingungen“, sagt der STEAG-Aufsichtsratsvorsitzende Guntram Pehlke, zugleich Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21), die über die KSBG an der STEAG beteiligt ist. „Wir wissen, dass noch drei bis vier harte Jahre vor dem Unternehmen liegen. Aber die Anteilseigner setzen auf die positive Perspektive durch den eingeleiteten Transformationsprozess.“

    Technologieoffen, innovativ und zukunftsorientiert
    Damit die Energiewende gelingt, hat der STEAG-Konzern 2016 sechs Batteriespeicher in Betrieb genommen, die mit insgesamt 90 MW Primärregelleistung seit Herbst vergangenen Jahres einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Schwankungen im deutschen Netz auszugleichen, die durch die ungleichmäßige Produktion von Strom aus Erneuerbaren Energien entstehen. STEAG ist mit dieser Technik Vorreiter und plant den weiteren Einsatz auch in anderen Ländern.

    Der STEAG-Konzern verfolgt zielgerichtet seine strategische Ausrichtung als technologieoffener Strom- und Wärmeproduzent sowie als Dienstleister. Mit 10.130 MW installierter Leistung im Jahr 2016 - davon 8.000 im Inland - ist STEAG einer der größten Stromerzeuger Deutschlands. Hierzulande betreibt STEAG an acht Standorten Kraftwerke. Im Zuge der Stilllegungen von fünf Kraftwerksblöcken in Voerde und Herne werden 2017 2.500 MW Leistung in Deutschland vom Netz genommen. Im Ausland betreibt STEAG drei eigene Steinkohlekraftwerke in Kolumbien, auf den Philippinen und in der Türkei. Darüber hinaus ist die Dienstleistungsgesellschaft STEAG Energy Services GmbH für den Betrieb von mehr als 6.500 MW Leistung u.a. in Indien, Brasilien, Botswana, Spanien, Georgien und Saudi-Arabien als Dienstleister verantwortlich. STEAG hatte 2016 insgesamt 6.104 Mitarbeiter, davon 43 Prozent im Ausland.

    Durch den konsequenten Ausbau der vergangenen Jahre verfügt der STEAG-Konzern insgesamt über 800 MW installierte Leistung an Erneuerbaren Energien und dezentraler Erzeugung. Insgesamt 200 dezentrale Anlagen, wie Windparks, Blockheizkraftwerke, Biomasse- und Biogasanlagen, betreibt STEAG in Deutschland, Rumänien, der Türkei und Polen, teils als Investor, teils als Dienstleister.

    Im Gemeinschaftsprojekt Fernwärmeschiene Rhein-Ruhr in Kooperation mit der Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH und der Energieversorgung Oberhausen AG wurde 2016 mit der Einreichung aller Unterlagen ein wichtiger Meilenstein für das Planfeststellungsverfahren erreicht. Ziel ist es, die Wärmeversorgung langfristig und ökologisch für eine gesamte Region zu sichern.

    Mit 223 Millionen Euro investierte STEAG 2016 etwa so viel wie im Vorjahr (219 Millionen Euro). Dabei entfiel der größte Teil der Sachinvestitionen auf die sechs Großbatterie-Systeme. In Indonesien investiert STEAG mit einem Partner in die Vorbereitung erster Explorationsbohrungen für ein Geothermie-Kraftwerk, in Frankreich in Windenergieanlagen, und in Polen wird mit einer Beteiligung an einer Fernwärmegesellschaft der Boom des Wärmemarktes genutzt.