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  • Ministerpräsident Tobias Hans startet 20 MW Elektrodenkessel der STEAG

    Neue Flexibilität für das Stromsystem // E-Kessel ist intelligenter Beitrag zur Energiewende in Deutschland // Verbindung von erneuerbaren Strom, Wärme und Grubengas einzigartig in Deutschland

    Essen/Völklingen-Fenne. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hat am Kraftwerksstandort Völklingen-Fenne einen sogenannten Elektrodenkessel (E-Kessel) der STEAG GmbH mit einer Leistung von 20 Megawatt in Betrieb genommen. Das Energieunternehmen aus Essen leistet mit dem E-Kessel einen sinnvollen Beitrag zur Lösung der Herausforderungen der Energiewende in Deutschland. Mit dem E-Kessel wird bei Bedarf überschüssiger Strom schnell und effizient in speicherbare Wärme umgewandelt. Am Standort Völklingen-Fenne werden Wärme- und Grubengasnetze schon lange gekoppelt. Jetzt wird die Brücke zum Strom geschlagen. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen des Forschungsprogramms Schaufenster DESIGNETZ gefördert.

    Joachim Rumstadt, der Vorsitzende der Geschäftsführung der STEAG GmbH, sagt: „Wir arbeiten bei diesem Forschungsprojekt daran, die Sektoren Strom, Wärme und Grubengas stärker zu vernetzen und somit flexibler und intelligenter zu nutzen. Dies ist ein bisher wenig beachteter, aber relevanter Beitrag, damit die Energiewende gelingt.“ Die erweiterte Sektorkopplung soll in Zukunft die wetterbedingten Schwankungen ausgleichen, die zwangsläufig bei der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien entstehen. Der Einsatz von Überschussstrom mit negativen Preisen im Wärmebereich ist deutlich günstiger als alle andere technischen Alternativen.

    Ministerpräsident Tobias Hans drückte im Rahmen eines Standortbesuches in Völklingen-Fenne den „roten Knopf“ und gab damit offiziell das Startzeichen für die Arbeit an dem Forschungsprojekt: „Diese Investition macht den Energiestandort Saarland ein Stück weit zukunftsfester. Sie ist Teil des am 1. Januar 2017 gestarteten und über vier Jahre laufenden Schaufensters ,DESIGNETZ‘, das in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland Wege aufzeigt, wie eine zukunftsweisende, sichere und effiziente Energieversorgung als Bedienungsanleitung für die Energiewende herangezogen werden kann. Das Vorhaben im Rahmen des Förderprogramms ,SINTEG‘ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie kann auf ein Projektkonsortium aus 46 erfahrenen Partnern der Energiewirtschaft, Industrie, Forschung und Entwicklung zurückgreifen.“

    Die grundlegende Technologie des E-Kessels hat sich bereits in der Praxis bewährt. „Neu ist, dass ein E-Kessel im Zusammenspiel mit vielen anderen Anlagen getestet wird“, sagt Lars Wenning, Projektleiter E-Kessel. Hierzu gehören unter anderem ein Fernwärmespeicher, zwei Steinkohleblöcke mit Fernwärmeauskopplung, ein Grubengas-Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Fernwärmeauskopplung, ein Gaskessel, ein Großbatteriesystem sowie eine Gasturbine.

    Funktionsweise E-Kessel
    Im E-Kessel wird Wasser elektrisch mit einer Stromstärke von mehr als 1.000 Ampere erwärmt. Der elektrische Strom erwärmt direkt das Wasser – bei einer Spannung von über 10.000 Volt. Zum Vergleich: Eine normale Haushaltssteckdose in Deutschland liefert eine Spannung von 230 Volt und bis zu 16 Ampere Stromstärke. Die den Strom leitenden Elektroden befinden sich in einem inneren, zweiten Behälter des E-Kessels, der von der Außenwand völlig isoliert ist. Da die Wärme durch den Stromfluss direkt im Wasser entsteht, kann in einem relativ kompakten Gerät eine hohe Wärmeleistung erzeugt werden. Während innerhalb des E-Kessels hohe Ströme und Spannungen auftreten, sieht und hört man vom Betrieb der Anlage auch bei voller Leistung außerhalb praktisch nichts.

    Schaufenster DESIGNETZ
    Rund 95 Prozent der Anlagen, die Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen, speisen ihren Strom direkt in das Verteilnetz ein. Durch die damit verbundene Volatilität sind auch die Anforderungen an das Verteilnetz gestiegen. Aus diesem Grund sind neue Lösungen erforderlich, um die Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft sicher und zuverlässig mit Strom zu versorgen. Das Ziel von DESIGNETZ ist es, den dafür notwendigen Rahmen und neue Lösungen zu entwickeln. Als einer von 47 Partnern aus Wirtschaft, Industrie und Forschung bringt STEAG seine große Expertise aus über 80 Jahren erfolgreicher Tätigkeit in der Energiewirtschaft ein. Dazu zählt im Saarland neben dem E-Kessel mit einer Leistung von 20 Megawatt ein Fernwärmespeicher. DESIGNETZ ist einer von insgesamt fünf Projekten des Förderprogramms „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ (SINTEG), das vom BMWi gefördert wird. In diesem Förderprogramm werden in großflächigen „Schaufensterregionen“ übertragbare Musterlösungen für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung bei zeitweise 100 Prozent Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien entwickelt und demonstriert.

    Negative Strompreise
    Negative Strompreise entstehen, wenn das Stromangebot größer als die Stromnachfrage ist. Mit der Energiewende wird immer mehr Strom aus volatilen erneuerbaren Energien produziert. Die aus Wind oder der Sonne produzierte Strommenge lässt sich aber nicht genau prognostizieren. Weht viel Wind, wie etwa bei einem Sturm, wird auf einmal sehr viel Strom produziert. Wenn dann auch noch wenig Strom verbraucht wird, trifft das hohe Angebot auf eine geringe Nachfrage. Es kommt zu negativen Strompreisen. Unter diesen Umständen wird ein Stromabnehmer für die gekaufte Strommenge bezahlt, wogegen ein Stromerzeuger draufzahlen muss, wenn er seinen Strom verkauft.